Böse war ich

Böse war ich
Nie
Geheilt von meiner Sehnsucht
Leise kaum gehört
Begeh ich meine Schuld
Verträumt
Reiß ich die Wunden
Berühre sanft
Was unerhört
Gehe weiter ohne Blick
Lass ich zurück

Du stehst im Wort

Du stehst im Wort
Vereinsamt
Vergessen
Glaubst Du
Frei zu sein
Doch trügt Dich
Dieser Schein
Umgrenzt nur
Kann das nichts
Befreit
Unendlichkeit
Erschaffen
Verweht
Der Tritt
Den Du verlassen
Nur vager Dunst
Das Ziel
umschreibt

Gestern noch

Gestern noch
Ertrug ich Deine unverholene Selbstgier
Vertraut beschwingte mich die Lust
Doch heute
Betrachte stumm
Was Tags zuvor
Wie Klebstoff zäh
Als Bindung galt
Doch heute
Betrunken möchte ich sein
Taumelnd auf dem Sofa landen
Willenlos nach morgen schreien
Ohne Sinn
Doch heute
Schlage meinen Kopf entzwei
Schleudre meinen Körper
Hin
Wo ich ihn suchen muß
Entreiß mich jetzt
Doch heute
Ist es Feigheit
Tiefes nichts
Oder ist mein Wunsch
Wo anders schon erfüllt
Gestern war
Heute ist
Und morgen wird sich zeigen

Dein Herz

Dein Herz
So schwer
Begräbt
Was leicht noch
Gestern
Heimat fand
Ich sehe
Ohne Furcht
Doch hartes Wort
Liegt auf den Lippen
Beschleunigung
Und Abgesang
Drum hebe an
Die Hoffnung
Wagt
Verborgne Kraft

Mon cœur

Welch kühnes Treiben
Hat uns
In tiefes Meer gestürzt
Beäuge bunte Fische
Die kleine Fetzen
Meiner Haut verschlingen
Nur rohes Fleisch
Noch bleibt
Mit weichen Wellen
Wird nun unser Leib
Umspült
Es ist so tief
Bei Dir
Das weder
Tag noch Nacht vergeht
Versunknes Schiff
Getier
Durch meine Reste schwimmt
Und jede Öffnung
Eintritt gibt

Kein Wort über die Leere

Beschämt und doch vergnüglich. – Mit Vorwitz, unverholen tritt sie ein.
Vergessen unsre letzte Nacht, vergessen was so gar nicht trüblich mich umgab.
Hatz Fatz vorbei – nun bist du da. – Alt bekannt, wie ein Pärchen, dessen goldne Zeit
Schon längst gewesen. Ich kuschle mich in deine schwülstig warme Süßlichkeit und Tränen
Wagen sich hervor. – Melancholie geboren aus dem Nichts. Vertreibe meine Kraft und schaffe Sehnsucht, die mich traurig macht.

Ziehe ein und fühle nichts – sollte doch die Freiheit sein. Blaue Luft, ein kühner Schritt
Zu neuen Ufern meines Seins. – Verdammt wo bleibts.

Doch froh Gemuts, wandle ich auf schmalem Steg, der Abgrund hält mich aufrecht.
Ein trefflich Lehrer für das Rückrad, dass gar zu gern sich beugt.

Genuss als Mittel gegen Trübsal, nur bringts der Stengel nicht so recht. Erwähnte ich das Putzen? – nicht? – nun denn, so seis.

Schau ich in den tiefen Eimer, spiegle mich und fühl mich doch verkannt. – Tauche meinen Lappen in das warme Nass. – Nun beginnt die harte Phase, der Kampf, das zuviel mich umgibt. Alles was mich auf Bodenhöhe quert – ein Hindernis. Gäbs doch diese Freiheit, und wärs nur für den Feudel, der ohne Rast mit vollem Schwung durch diese Ebne glitt.
Nun stoß ich hier, verkannte dort – ein Wisch voll Kompromiss. An dieser Stelle folgt die Wut, warum muss ich begrenzt sein, von Stühlen, Tischen, Altpapier, banaler ist kein andres Scheitern. Zuletzt sitz ich erschöpft in meiner Lache, betrachte meinen Lappen der
Schwarz und klumpig zu mir steht.

Wie tragisch

Wie tragisch
Dieser Unfall
waren uns
Doch so gewogen
Verzerrt
Fast unansehnlich
Ihr Gesicht
Betrübt
Gar traurig
Dieser Anblick
Der Schmerz
Sitzt tief
Umsäumt
Von ihren Augen
Mein Finger
Auf Metal
Ein kurzes Spiel
Mit großer Wirkung
Die Kugel
Bahnt sich
Ihren Weg
Geradewohl
Und ohne Krümmung
Noch glaub ich
Diesen Hall
Zu hören
Der letzte Schlag
In dem Finale

Ich weiß nicht

Ich weiß nicht
ob es das erste war was ich gesehen habe
zumindest ist es das erste an dass ich mich erinnere
klein, dünn, etwas krumm, ragte es aus seinem Loch
Je länger ich es betrachtete desto mehr stieg mein Verlangen
Ob meine Finger geschickt genug waren wusste ich nicht
Vielleicht müsste ich mit kleinem Gerät vorgehen
bewegte sich auch alles drum herum, es blieb ungerührt
nur wenn eine Hand sich an seinem Herbergsloch zu schaffen machte
glaubte man es würde sich kurzfristig zurückziehen
Nie hätte ich geahnt, dass ein winziges Gewächs einen solch großen Eindruck hinterlassen könnte
Jetzt krallen sich meine Zehen, etwas verlegen, in die viel zu großen Pantoffeln
mein Körper in einem Bademantel der nicht nach mir riecht
Schwarzer Kaffee, aufgebackenes Brot und eine fremde Stimme die mir eine scheinbar
lustige Geschichte aus ihrem Leben erzählt
Wie ich mich auch konzentriere das meiste was zwischen gestern und heute passiert ist
ist mir entfallen
Ob ich ihn fragen darf, ob ich es entfernen dürfte
mit einem kleinen Ruck oder einem feinen Schnitt
Die Stimme lacht und schiebt seine nackten Füße auf die viel zu großen Pantoffeln
ich seziere ein Stück Käse
Bevor mein Verlangen mich übermannt muss ich gehen
jedes Messer, jede Gabel ist die reinste Verlockung
mit der Handkante kehre ich die Krümel vom Tisch auf den Teller
die Stimme hat aufgehört zu lachen
ich stehe auf und leite höflich das Ende ein
In der Tür, bevor sie schließt –
noch immer ragt es keck aus seinem Loch
An dich denk ich zurück
Haar aus Nase

18gradminus

Seine subjektive aus dem Fenster auf die Strasse.
Man hört das klicken der Ampel.
Sein Spiegelbild ist im geöffneten Fenster zu sehen,
als er aus dem Bild geht.
Im Bild – das leere Zimmer, das spärlich eingerichtet ist.
Eine Küchenzeile – 2 Betten – 1 Kommode
und ein geschmückter Weihnachtsbaum.
Zuerst hört man nur das Brummen des Kühlschranks
und das unablässige Klicken der Ampel.
Dann wird aus dem Nachbarraum das Geräusch einer Dusche vernehmbar.
Die Tür wird aufgeschlossen und sie betritt die Wohnung.
Sie stellt die mitgebrachte Plastiktüte neben den Kühlschrank.
Sie füllt Wasser in einen Wasserkocher und bereitet sich einen Beuteltee.
Mit der Teetasse und einer Zuckerdose setzt sie sich auf das Fensterbrett
und schaut auf die Strasse.
Sie leckt ihren Zeigefinger ab und taucht ihn in den Zucker.
Die Zeit wird immer langsamer und der Blick der Kamera immer genauer.
Die Kamera tastet den Raum ab.
Im Spülbecken ist ein Teller mit Essensresten, auf dem sich Fliegen paaren.
Die Kamera sucht nach Kleinigkeiten, Indizien.
Sie taucht den Teebeutel ins Wasser und zieht ihn vorsichtig wieder heraus.
Ihr Blick geht auf den Gehweg unterhalb des Fensters.
Man sieht einen großen Fleck.
Sie schaut durch das Fenster hindurch auf die Küche.
Noch immer brummt der Kühlschrank –
noch immer ist das Klicken der Ampel zu hören.
Sie geht aus dem Bild.
Im Off vernimmt man das Öffnen des Kühlschranks
und das Knacken beim Öffnen des Gefrierfachs.
Sie sitzt wie ein Kind vor dem geöffneten Eisschrank
und entwickelt – wie zu Weihnachten – das tote Embryo aus Staniolpapier.
Mit viel Ruhe holt sie aus ihrer Jackentasche ein paar Häkelsöckchen
und stülpt sie über die winzigen Füße.
Das Rauschen der Dusche hört auf
und Sie wickelt ihr Kind schnell aber behutsam wieder ein,
schließt das Gefrierfach und den Kühlschrank.
Sie geht zum Fensterbrett – nimmt ihren erkalteten Tee.
Es dämmert.
Aus dem Kiosk an der Ecke ist der singende Weihnachtsroboter zu hören.
Sie schließt das Fenster und setzt sich aufs Bett.
Er kommt herein – schaltet den Christbaum ein
und geht ohne ein Wort zum Kühlschrank – nimmt sich ein Bier,
öffnet es und setzt sich auf die andere Seite des Betts.

Belächelt seid ihr

Belächelt seid ihr
Nicht müde eure schon vergebene Unschuld zu beteuern
Neigt die Köpfe
Bis die Zeit das Andlitz hebt
Stolz besteht ihr
Vielleicht bis morgen

Bekränzt erwacht

Bekränzt erwacht
In wüstem Land
Gewandert
Verschoben
Schon morgen
Wird der Blick
Ein anderer sein
Doch auch
Verwischte Spuren
Haben einen Abdruck
Gesuchter Mund
Vertieft
Vergraben
In verzauberter
Vergänglichkeit
Belasse Dich
zum Schwur
mit Schweigsamkeit

Du wolltest aufhören das zu machen

Du wolltest aufhören das zu machen
Ja ich wollte aufhören damit
Wie geht es dir
Ich weiß nicht
Natürlich weißt du
Es ist gerade nicht der richtige Zeitpunkt
Was heißt das
Mach dir keine Gedanken
Mach ich aber
Ich bin einfach verwirrt
Du musst nicht stark sein
Will ich aber
Du stehst am Abgrund du kannst jetzt nicht noch alles Mögliche ausprobieren
Ja ich glaube ich fühl mich komisch
Mach dir doch nicht selbst so einen Druck
Ich hab keine Ahnung – ich finde einfach keine Lösung
Du musst nichts lösen alles was du machst ist richtig
Ich schaff das nicht
Du musst nichts schaffen
Ich suche ja
Nein du suchst nicht
Doch wirklich ich suche aber hab noch niemanden gefunden
Wenn du wirklich suchst wirst du auch finden
Es ist besser wenn ich gehe
Warum läufst du davon
Ich mag dich sehr
Jetzt machst du dirs aber richtig einfach
Was auch immer das heißt
Kommst du wieder
Ich glaube nicht – nein ich komme nicht wieder
Kannst du nicht einmal normal ins Bett gehen, normal schlafen und normal aufwachen
Ich hab doch schon viel verändert
Du sollst nicht alles auf einmal machen, nimm dir mal das was du möchtest
Is da noch was von der Schokolade im Kühlschrank

Betagt

Betagt
Noch nicht erfroren
Schlummert er
Der Zweifel folgt
Verzagte Flucht
Unbekannte Sehnsucht
Füttert diesen Wunsch
Hielt ich Dich in meinem Arm
Könnte ich verweilen